Fasnetskunst Schramberg
Der Narro
Der Schramberger Narro
Es gibt nur wenige Figuren in der VSAN (Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte e.V.), auf die „ELEGANT-WÜRDEVOLL-EINZIGARTIG“ in einem Satz zutreffen. Der Schramberger Narroist einer dieser Figuren.
Der Narro wurde im Jahre 1950 vom Elferrat bestätigt und offiziell zugelassen. Malermeister Karl Willomitzer hatte die Idee zu dieser Figur jedoch schon Jahre zuvor. Vermutlich war die französische Besatzung in Schramberg ein Grund, weshalb Karl Willomitzer die Idee zu dieser Narrenfigur erst einmal unter Verschluss hielt. In der Bevölkerung wurde der Narro schnell angenommen und akzeptiert. Welche Bedeutung der Narro für Schramberg hat, dass wusste jedoch so gut wie niemand.
Das Schwarzwälder Tagblatt schrieb am 24.02.1960 zum 10 – jährigen Jubiläum deshalb:
“ Die geschnitzte Holzmaske nach einem Modell von Bildhauer Johannes Eisele gefertigt, bringt die Lebensfreude und die erdentrückte Narrenweisheit zum Ausdruck. Die Füllhörner auf der Kopfbedeckung deuten symbolisch darauf hin, dass der Narro für alle närrischen Wahrheiten sehr aufgeschlossen ist. Das der Narro auf dem Gebiet der Schlauheit und Verschlagenheit jedem doppelt überlegen ist, versinnbildlichen die zwei Fuchsschwänze……“
Der Narro wurde einst als Figur zum sogenannten Aufsagen in den Gasthäusern erschaffen. Es ist davon auszugehen, dass Karl Willomitzer die Branche der Gast und Wirtshäuser in der Fasnetszeit mit unterstützen wollte. Heute ist der Narro nur noch selten beim Aufsagen anzutreffen und fester Bestandteil der Straßenfasnacht. Geschnitzt wurde die erste Holzmaske von Robert Volk (nach einem Modell wie oben erwähnt) und zeigt den Gesichtsausdruck von Oskar Schübel. Der Schramberger Narro ist mit seiner Heimat eng verbunden. Im Gegensatz zum Hansel (mit Bär und Löwe) hat der Narro keine Ähnlichkeiten zu Vertretern in Narrenhochburgen wie Villingen oder Bräunlingen.
Es gibt nach meinen Recherchen keine Weißnarrenfigur, welche rein ortsbezogen erschaffen wurde, ohne dass sie Nachahmer fand. Der Schramberger Narro nimmt hier eine Sonderstellung ein. Ihn gibt es so kein zweites mal mehr.
Leider hat der Narro auch mit einigen Problematiken zu kämpfen gehabt. Diese möchte ich folgend erläutern.
Problematik
1980, 30 Jahre nach Einführung des Narrenkleides zählte die Narrenzunft Schramberg gerade einmal 58 Narros in ihren Büchern. Vermutlich ist der hohe Anschaffungspreis mit die größte Problematik.
Zeitzeugen berichteten mir, dass in den frühen 1960er und 1970er Jahre ausschließlich Ärzte, Unternehmer und andere wohlhabende Bürger den Narro in Auftrag gaben.
1.300 DM war der Gesamtpreis zu dieser Zeit und somit weit über dem möglichen eines Arbeiters.
Aufgrund des hohen Preises ist der Kindernarro so gut wie „ausgestorben“. Karl Willomitzer legte beim Narro offensichtlich Wert darauf, dass auch Kinder dieses Narrenkleid tragen. Bilder aus den 1950er und 1960er Jahren belegen dies eindeutig.
Der Preis eines Kindernarro unterscheidet sich aber nicht wesentlich von dem Preis eines Erwachsenen. Somit rechnet sich die Anschaffung für ein Kind in der Regel leider nicht.
Da Handwerker ihre Preise selbst festlegen, kann dieser Problematik beim Narro nicht entgegengewirkt werden. Die finanzielle Belastungen für das Häsmalen liegen aber im moderaten Bereich.
Brauchtum ist für Häsmaler nicht nur ein Wort, sondern wird als bezahlbare Lebensaufgabe gesehen.
Der Anzug des Narro besteht aus 3 Teilen und ist hier in 3 Kategorien aufgeteilt.
- Bolero
- Anzug
- Haube für den Kopf und zur Befestigung der Larve / Maske mit Hörner